Eine Revolution, die motiviert
Veröffentlicht am 29. März 2020 von Hugo Schmidt
Lange habe ich keinen Film mehr gesehen, der mich so beeindruckt hat, wie der Netflix-Dokumentarfilm "Crip Camp – A Disability Revolution” ("Sommer der Krüppelbewegung”). In 105 Minuten hat er mir auf imposante Art und Weise gezeigt, warum ich mich für #disabilityawareness einsetze – warum ich meinen Blog gestartet habe. Der Film führt einen zu den Anfängen einer Bewegung, die die Welt verändert hat. Er motiviert, heute nicht aufzuhören zu kämpfen.
Man ist in den letzten 50 Jahren weit gekommen. Der Film erzählt von einer Zeit, in der es noch nicht um das richtige Wording ging oder um die Diskussion über Inklusion. Man wird Zeuge von unvorstellbarer Diskriminierung gegen Menschen mit Behinderung in Bussen, Schulen oder gar Krankenhäusern. In dieser Zeit entsteht im Janed Camp, einem Sommercamp von Hippies für Menschen mit Behinderung, eine Bewegung, die das Leben von Behinderten in den USA und der Welt verändert hat. Junge Leute treffen in der Woodstock-Ära auf einander und lernen, sich selbst und die Freiheit kennen und lieben. Aus Selbstzweifel, die jeder junge Mensch hat, entsteht in einem zwanglosen und selbstverständlichen Miteinander ein starker Aktionismus. Gemeinsam will man die Welt, in der man lebt und die in keiner Weise Rücksicht nimmt, verändern und verbessern.
Die Protagonist*Innen dieser Geschichte erzählen ihre Erinnerungen an das freie Leben im Sommercamp und zeichnen ein eindrucksvolles Bild der Lebensumstände behinderter Menschen in den 60er und 70er Jahren in Amerika. Sie berichten von Ausgrenzung und Anpassung, von Kämpfen und Veränderung. Es gibt keine Tabus. Über Drogen bis hin zu ersten sexuellen Erfahrungen befreit man sich von gesellschaftlichen Zwängen, Konventionen und Barrieren. Sie besetzen gemeinsam Regierungsgebäude, blockieren Kreuzungen in New York, demonstrieren in Washington D.C. Unterstützt im Kampf um Geleichberechtigung werden sie von der Civil Rights Bewegung und erreichen das, was für die Mehrheit selbstverständlich ist - Bürgerrechte.
Die Regisseure James LeBrecht und Nicole Newnham portraitieren eine Revolution und machen deutlich, dass Veränderung keine Selbstverständlichkeit ist. Als ich diesen Film gesehen habe, ist mir bewusst geworden, wie wichtig es ist, nicht aufzugeben. Wie wichtig es ist, nicht zu sagen, dass man selbst keinen Einfluss hat. Und er hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, andere in ihrem Anliegen zu unterstützen. Egal ob es um die gleichgeschlechtliche Ehe geht, um Gender Equality oder um die Rechte Behinderter. Jeder kann und muss Veränderung ermöglichen, Veränderung unterstützen und Veränderung schaffen. Und niemals darf man etwas einfach als unumgängliche Tatsache, als normal, als unveränderlich hinnehmen! Man muss sich vieles im Leben erkämpfen. Das gilt nicht nur für Menschen mit Behinderung, es gilt für jede*n.
"Crip Camp – A Disability Revolution” hat mich daran erinnert, warum ich mich engagiere. Vor einem Jahr habe ich die Entscheidung getroffen, mich auf Social Media für mehr Bewusstsein und Verständnis für Probleme von Menschen mit Behinderung einzusetzen. Ich wollte etwas beitragen, etwas bewegen. Zu sehen, dass es Leute gibt, die ihr Leben auf Instagram oder Twitter teilen, um Bewusstsein zu schaffen, hat mich in meiner Entscheidung bestärkt. Ich war fasziniert von der Kreativität, von der Energie und von dem Mut, der Blogger*innen und Aktivist*innen. Als ich “Crip Camp” gesehen habe, spürte ich genau diese Faszination wieder. Der Film hat mich deshalb extrem motiviert. Er hat mich motiviert, mich weiter zu engagieren und nicht aufzugeben. Ich will verändern und werde weiter machen!