Ein persönlicher Blick hinter die Kulissen

Veröffentlicht am 27. September 2020 von Hugo Schmidt

Im letzten Jahr konnte ich für einige Tage einen Blick hinter die Kulissen der Filmproduktionsfirma Light & Shadow werfen – von Drohnenflügen im Zoo, über das faszinierende Handwerk des Filmemachens bis hin zu eigenen Erfahrungen am Schneidetisch. Es war ein sehr persönlicher Einblick in den Alltag und in gar nicht so alltägliche Geschichten einer Filmproduktionsfirma.


Mit einem kleinen Team sitzt Light & Shadow im Herzen Münsters, unweit des Schlosses. Dort werden die Projekte konzipiert, Drehreisen geplant und die Filme geschnitten. Dabei konnte ich während meines Praktikums der Cutterin über die Schulter schauen. Auf dem Schneidetisch, der heutzutage natürlich ein normaler Schreibtisch mit ein paar mehr Monitoren und guten Boxen ist, lag in der Zeit ein Projekt über die Rieselfelder, eine Dokumentation über das Naturschutzgebiet im Norden Münsters, die im November 2020 auf ARTE ausgestrahlt werden wird.


Für dieses Projekt durfte ich ziemlich schnell selber Material schneiden und aussortieren. Es lagen Stunden über Stunden an Aufnahmen von Fröschen, Spinnen, Störchen und anderen schönen und weniger schönen Tieren auf dem firmeneigenen Server. Die Berge an Material mussten auf der Suche nach interessanten und spannenden Bildern durchforstet werden. Neben dem Vorschnitt für dieses Projekt konnte ich mit der Cutterin ein paar Ideen für den Instagram-Auftritt von L&S entwickeln. Es entstanden kleine Promotionclips und Teaser für die Erstausstrahlung des Films “Portugal – Europas Wilder Westen” (WDR, September 2019). Während all dem entwickelten sich spannende und interessante Gespräche und Diskussionen, Fragen und Antworten, Ideen und Anregungen. In diesem offenen Austausch wurde mir immer mehr bewusst, dass ich beim Dokumentarfilm richtig bin.


Light & Shadow ist eine 2001 von Christian Baumeister gegründete Tierfilmproduktionsfirma, die Natur- und Tierfilme für den deutschen und internationalen Fernsehmarkt produziert. Partner sind dabei unter anderem die ARD, das ZDF oder ARTE, aber auch mit Sendern wie der BBC oder des Smithsonian Channels hat L&S bereits zusammen gearbeitet. Ein besonderer Fokus der Filmografie von L&S liegt auf dem Kontinent Südamerika. So produzierte die Firma 2018 den preisgekrönten Dreiteiler “The Wild Andes” oder die mehrfach prämierte Filmreihe “Amazon Alive”. Für letztere Produktion ist Christian Baumeister drei Jahre mit der Kamera durch den Amazonas gereist, um auf die verheerende Abholzung des Regenwaldes aufmerksam zu machen.


In den Wochen, in denen ich in der Firma war, richtete sich unser Blick immer wieder auf die Wettervorhersage für Münster und Hamm. In den dortigen Zoos waren noch zwei Drehs für das WDR-Projekt “Abenteuer Westen – unsere Zoos” geplant. L&S produziert für diesen Dreiteiler einen Film über Tierkinder. Neben Themen wie dem Artenschutz durch Zoos sollen in der Sendereihe auch kritische Aspekte beleuchtet werden.


Angesetzt war ein kurzer Dreh am Morgen von den Jungtieren der Vari Affen im Allwetterzoo Münster, bei dem mit einer Dolly (Kamerawagen für ruckelfreie Fahrten) Kamerafahrten gemacht werden sollten. Mich überraschte sehr das simple System der Dolly, die lediglich aus mehreren dünnen Rohren und Skateboardrollen besteht, auf dem das normale Stativ mit der Kamera befestigt wird. Diese ist so schwer, dass ich sie wahrscheinlich nicht hätte tragen können.


Während des Drehs kamen immer wieder zwei oder drei Affen aus dem Haus, kletterten über ein paar Äste und verschwanden sofort wieder hinter der Gummiklappe im Innengehege. Aus einem Vormittag wurde so schnell ein ganzer Tag, an dem versucht wurde, passende Bilder für den Film einzufangen. Man braucht Geduld, lernt zu warten und einem wird bewusst, dass beim Filmen von Tieren nichts vorhersehbar ist.


Der zweite spannende Dreh, bei dem ich dabei war, war ein Drohnenflug über den Zoo Hamm. Um zu gewährleisten, dass diese Aufnahmen ohne Besucher gemacht werden konnten, waren wir bereits vor 7.00 Uhr auf der Autobahn. Mit der Auflage, nicht zu tief über die Gehege zu fliegen, um die Tiere nicht in Panik zu versetzen, wurden einige “Establishing Shots” gedreht, also Aufnahmen, die später im Film eine Szene eröffnen und zur Orientierung dienen.


Heute weiß ich, dass mir auch gerade die Dinge großen Spaß machten, die vielleicht nicht ganz oben in der Jobbeschreibung standen: Die Fahrt morgens zur Arbeit, bei der man seine To-Do-Liste für den Tag sortiert und einem neue Ideen in den Kopf schießen. Das Organisieren des eigenen Arbeitsplatzes, Dinge, denen man sich gar nicht bewusst war, dass sie auch in den Alltag und den Ablauf gehören.


Ich bin sehr glücklich und dankbar, bei Light & Shadow in der Idee von meiner Zukunft bestärkt worden zu sein.